Das neunte Kapitel

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"Gute Nacht", sagte K., "ich habe eine Abneigung gegen jedes Verhör", und er ging nun wirklich zur Tür. "Er geht also doch", sagte Momus fast ängstlich zur Wirtin. "Er wird es nicht wagen", sagte diese, mehr hörte K. nicht, er war schon im Flur. Es war kalt, und ein starker Wind wehte. Aus einer Tür gegenüber kam der Wirt, er schien dort hinter einem Guckloch den Flur unter Aufsicht gehalten zu haben. Die Schöße seines Rockes mußte er sich um den Leib schlagen, so riß der Wind selbst hier im Flur an ihnen. "Sie gehen schon, Herr Landvermesser?" sagte er. "Sie wundern sich darüber?" fragte K. "Ja", sagte der Wirt. "Werden Sie denn nicht verhört?" — "Nein", sagte K. "Ich ließ mich nicht verhören." — "Warum nicht?" fragte der Wirt. "Ich weiß nicht", sagte K., "warum ich mich verhören lassen solle, warum ich einem Spaß oder einer amtlichen Laune mich fügen solle. Vielleicht hätte ich es ein anderes Mal gleichfalls aus Spaß oder Laune getan, heute aber nicht." — "Nun ja, gewiß", sagte der Wirt, aber es war nur eine höfliche, keine überzeugte Zustimmung. "Ich muß jetzt die Dienerschaft in den Ausschank lassen", sagte er dann, "es ist schon längst ihre Stunde. Ich wollte nur das Verhör nicht stören." — "Für so wichtig hielten Sie es?" fragte K. "O ja", sagte der Wirt. "Ich hätte es also nicht ablehnen sollen", sagte K. "Nein", sagte der Wirt, "das hätten Sie nicht tun sollen." Da K. schwieg, fügte er hinzu, sei es, um K. zu trösten, sei es, um schneller fortzukommen: "Nun, nun es muß aber deshalb nicht gleich Schwefel vom Himmel regnen." — "Nein", sagte K., "danach sieht das Wetter nicht aus." Und sie gingen lachend auseinander.


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